Wer in den 70er Jahren von Aachen nach Mönchengladbach reisen wollte, der
konnte zwischen der schnellen Hauptstrecke über Herzogenrath und der
beschaulichen Nebenbahnfahrt über Jülich wählen - elektrisch befahren wurden
sie beide....
Die meisten Fahrgäste fuhren erwartungsgemäß auf der Hauptstrecke. Der
Reisezugverkehr zwischen Stolberg und Jülich wurde zum Ende des
Winterfahrplans 1982/83 stillgelegt, und mit ihm der Gesamtverkehr zwischen
Jülich und dem Bahnhof Frenz (Gleisanschluss des Kraftwerkes Weisweiler). Die
Strecke zwischen Stolberg und Frenz hat im Güterverkehr bis heute überlebt,
und zwischen Stolberg und Weisweiler gibt es seit Juni 2001 auch wieder
Personenverkehr. Allerdings hat sich das Bild dieses Streckenteils
tief greifend gewandelt. Grund genug, diese Strecke zu beleuchten und noch
einmal „line-siding“ in die vergangenen Jahre zwischen 1979 und 1987 zu
unternehmen.
Beginn der Reise ist Gleis 1a des Stolberger Hauptbahnhofs, wo am 16. April
1982 der Akkutriebwagen 515 543 auf seiner Tour von Aachen Hbf nach Jülich
eintrifft.
Direkt hinter dem Stolberger Hbf geht es hinab ins Tal des kleinen Flusses
Inde, der uns nun bis Jülich begleiten wird. Nach wenigen hundert Meter
begegnet uns beim Einfahrsignal des Bahnhofs Eschweiler-Aue 290306 mit einem
Güterzug.
Der Bf. Eschweiler-Aue hat ein hohes Aufkommen im Güterverkehr durch die
hier ansässige Stahlindustrie (ehemals „EBV-Hüttenbetriebe“). Auch ein
großer Schrottplatz sorgt für beständiges Frachtaufkommen. Bis etwa 1976 war
hier als Bahnhofslok eine Köf III stationiert.
Am 3. August 1983 begegnet uns 290 195 mit einem Güterzug nach Stolberg.
Am 5. Oktober 1983 hatte die gleiche Lok in ihrem Zug auch einen
Spezialtieflader – auf dieser Strecke ein häufiger Anblick
An der westlichen Bahnhofsausfahrt liegt ein Walzwerk, das auf die
Herstellung von Rohren spezialisiert ist. Aus der Zeit der
EBV-Hüttenbetriebe hat sich hier u.a. eine Henschel-Werklok erhalten. Zum
Zeitpunkt meiner Aufnahme im Juli 1986 gehörte das Werk zum
Maxhütte-Konzern.
Nordöstlich des Bf. Eschweiler-Aue, zwischen dem Indeviadukt der Strecke
Köln – Aachen und dem Einfahrsignal von „Aue“ liegt der Gleisanschluss des
ehemaligen Werks III der EBV-Hüttenbetriebe. Am 7. Oktober 1987 erwischte
ich dort die 290 399 bei der Anschlussbedienung.
Etwa einen halben Kilometer weiter überquert die Strecke die Inde auf einer
Stahlfachwerkbrücke. Direkt an dieser Brücke liegt der Haltepunkt
Eschweiler-Röhe, bei dem ich am 13. Mai 1981 den nach Jülich fahrenden 515
614 festgehalten habe.
Nächster Halt ist der Bahnhof Eschweiler-Tal, der im Gegensatz zu Eschweiler
Hbf zentral und stadtnah liegt und ein größeres Empfangsgebäude hat. Hier
habe ich am 16. Februar 1982 den Zwischenstopp des 515 562 auf dem Weg nach
Jülich fotografiert.
Am Morgen des 20. Juli 1982 wartete hier die 260 609 eine Zugkreuzung ab.
Links neben der Lok erkennt man den „Culemeyer“, mit dem die DB hier vom
Talbahnhof aus Kesselwagen zu der am nördlichen Stadtrand in Richtung Dürwiß
gelegenen Firma Wenzel&Weidmann transportierte.
Der Eschweiler Talbahnhof hatte auch einmal ein kleines Betriebswerk, dessen
Lokschuppen bis heute erhalten geblieben ist. Mein Foto entstand am 1. April
1988.
Vom Bf. Eschweiler-Tal verläuft die Strecke durch das offene Indetal, vorbei
an der Ortschaft Nothberg, zum Bahnhof Weisweiler. In der Indeaue habe ich
mit den ersten Sonnenstrahlen am frühen Morgen des 20. Juli 1982 das nach
Jülich fahrende Gespann aus 515 618 und 815 736 abgebildet.
Auch der Bahnhof Weisweiler hatte bis in die 80er Jahre ein enormes
Frachtaufkommen. Ein großer Kunde war das Elektrowerk, die mehrmals
wöchentlich ihr Bauxit in Ganzzügen aus Neuss-Hessentor geliefert bekam. Auf
meinem Foto vom 14. Februar 1986 rangiert 290 330 einige Erzwaggons in den
viergleisigen Übergabebahnhof des Werkes.
Am verregneten 25. Juni 1980 fotografierte ich die von Stolberg kommenden
515 543 und 815 782 (rot) vor dem Bahnhofsgebäude von Weisweiler. Wie man
hinter dem Zug erkennen kann, hatte dieser Bahnhof schon Lichtsignale.
An der östlichen Bahnhofsausfahrt kreuzte die Bundesstraße 264 die
Bahnstrecke. Am 28. Dezember 1979 begegnete mir dort die aus Richtung Jülich
kommende 290 377.
Folgte man von hier aus der ansteigenden B 264 in Richtung Langerwehe, dann
gab es am östlichen Ortsrand von Weisweiler eine bei LKW-Fahrern weithin
bekannte und beliebte urige Imbissbude. Von deren Parkplatz aus habe ich am
25. Juni 1980 die von Jülich kommenden 515 543 und 815 782 vor der
dominierenden Kulisse des Kraftwerkes Weisweiler aufgenommen.
Wesentlich beschaulicher war der Anblick der gleichen Szene aus den Feldern
nahe bei der Bahnlinie, wo ich wenige Stunden später und bei Sonnenschein
die Einheit aus 515 543 und 815 782 erneut fotografierte. Links vom Zug ist
im Hintergrund das dunkle Bahnhofsgebäude von Weisweiler auszumachen.
Beim Streckenkilometer 44,2 lag der Haltepunkt Lamersdorf, an dem mir am 15.
April 1982 der aus Jülich kommende 515 595 vor die Linse kam. Wenige hundert
Meter rechts vom Haltepunkt befand sich bis Ende der 60er Jahre einmal die
große Brikettfabrik Lucherberg.
Am 21. Dezember 1981 konnte ich am ehemaligen Bahnhof Inden den nach
Stolberg fahrenden 515 629 aufnehmen. In diesem Sommer hat sich der
Braunkohletagebau dieses Geländes bemächtigt.
Das nächste Foto zeigt den nach Jülich sausenden 515 630 zwischen den
Ortschaften Altdorf und Kirchberg, aufgenommen am 13. April 1982 mit Blick
nach Süden.
An der gleichen Stelle, am Bahnübergang der Straße von Kirchberg nach
Schophoven, habe ich am 15. April 1982 den 515 595 fotografiert. Im
Hintergrund sind schon die Anlagen der Zuckerfabrik Jülich zu erkennen. In
dem kleinen Wald vor dem Triebwagen liegt die Mündung der Flüsse Inde und
Rur und die Rurbrücke, die auf dem Weg zum Endbahnhof Jülich noch zu
überqueren ist.
Damit ist auch diese Streckenbereisung beendet.
Ich hoffe, ich konnte die Erinnerung an die Nebenbahnen in der Region Aachen
etwas auffrischen oder wach halten.
Für die nicht allen Bedürfnissen gerecht gewordene Fotoqualität bitte ich um
Nachsicht.
Roland Keller